Die Geschichte des Staubsaugers

Eine bebilderte und kompakte Einführung in die spannende Geschichte des Staubsaugers.

Heute zählt nur noch das Ergebnis, der Fokus liegt einzig auf dem Output. Die Zahlen und Fakten sind relevant – der Ursprung: Häufig unwichtig. Aber bei näherer Betrachtung kann die Geschichte hinter einer Selbstverständlichkeit spannend und interessant sein. So wie die Geschichte des Staubsaugers.

Der Staubsauger, wie wir ihn kennen, fand seinen Ursprung etwa vor 150 Jahren in den Vereinigten Staaten. Historiker vermuten daß der erste mechanische, also mit einer Handkurbel betriebene, Staubsauger Whirlwind bereits 1865 von Ives W. McGaffey aus Chicago Illinois patentiert wurde.

Weitere Quellen belegen, daß Melville Bissell 1876 ein Patent für den Carpet Sweeper, dem ersten funktionierenden Staubsauger für Haus und Läden, zugesprochen bekam. Diese erste Annäherung an unseren bekannten Staubsauger war jedoch ein riesiges Gerät:

Ein überdimensionaler, manuell zu bedienender Blasebalg musste, um einen verwertbaren Saugeffekt zu erreichen, von mehreren Männern per Kurbel, Fußantritt und Hebel in Fahrt gebracht werden. Wie angesichts der Größe und des Aufwands zu erwarten, konnte sich dieser erste Versuch eines Staubsaugers nicht auf dem Markt etablieren.

Als Erfinder des ersten motorbetriebenen Staubsaugers wird dem Londoner Brückenbauingenieur Hubert Cecil Booth zugeschrieben. Dieser hatte beobachtet, wie die ‚Midland Railway Company‘ eine Maschinerie zum Reinigen von Eisenbahnwagons benutzte, mit der der Schmutz von den Sitzen und aus den Ritzen gepustet wurde. Die Sitze waren hinterher sauber – allerdings war das Umfeld dementsprechend schmutzig. Denn statt den Schmutz einzusaugen, bliesen die Reinigungskräfte den Unrat von Sitz zu Sitz und konnten effektiv keine Reinigung erreichen. Der Schmutz war nicht dauerhaft entfernt, sondern einfach nur umverteilt worden.

Booth kam beim Beobachten dieses Szenarios allerdings eine zündende Idee. Statt den Schmutz fort zu blasen, müsste es wesentlich sinnvoller sein, den Dreck anzusaugen und in einem Beutel zu sammeln. Ein Kollege Booths tüftelte zeitgleich an einem Konstrukt, das ebenfalls eine schmutz-eliminierende Funktion haben sollte – ohne Erfolg. Als Booth diesem seine Idee vortrug, erklärte der Tüftler ihn für irre und beharrte darauf, dass es nicht möglich sei, Schmutz anzusaugen.

Dennoch ließ Booth sich in seinem Vorhaben nicht beirren und startete kurz darauf sein Experiment. Zuvor hatte er – so glauben Historiker – per Selbstversuch beweisen können, dass Schmutz heran gesogen und gesammelt werden kann: Booth hatte mit seinem Mund an der plüschigen Sitzfläche eines Stuhles gesogen – durch ein weißes Taschentuch. Der so erzeugte Unterdruck bewirkte, dass dunkel sichtbare Schmutzpartikel an dem weißen Tuch haften blieben. Der Erfolg der Unterdruck-Reinigung galt somit als sicher.

Tatsächlich gelang es Booth 1901 ein Konstrukt zu entwerfen, das als der erste Staubsauger der Welt bekannt werden sollte. Dieses Konstrukt war eine riesige Maschinerie, die per Motorkraft Häuser zu saugen vermochte. Aufgrund der Größe musste der Saugwagen von Pferden gezogen werden und auf der Straße vor dem Haus parken, von wo aus meterlange Schläuche ins Haus getragen werden mussten, um dort saugen zu können.

Da die Idee eines Staubsaugers geglückt war, gründete Booth daraufhin die ‚British Vacuum Cleaner Company‘ – eine Reinigungsfirma, in der er nur Männer beschäftigte, die bereit waren, auffallend schicke Uniformen zu tragen, um das aufwendige Saugen gesellschaftsfähig zu machen.

Und nicht nur die gesellschaftliche Akzeptanz war ihm vergönnt – vielmehr wurde das Booth’sche Saugen per Saugwagen zum Highlight auf jeder High-Society-Party. Denn nur die besser betuchten Bürger Londons brachten das nötige Kleingeld auf, um ein derart aufwändiges Reinigen ihres Hauses zu finanzieren. Da diese Geschäftsidee offensichtlich ausbaufähig war, scheute Booth nicht vor einer weiteren Revolution in Sachen Haushaltsreinigung zurück: Er entwarf das erste, in Hauswände integrierte Rohrsystem, durch das Häuser zentral gesaugt werden konnten. Die entsprechende Sauganlage befand sich im Keller. Noch heute sind derartige Systeme vorzufinden.

Ein davon unberührter, aber etwa zeitgleich tüftelnder Erfinder des heute bekannten Staubsaugers war der Amerikaner James Murray Spangler. Der Hausmeister aus Canton in Ohio litt an einer Stauballergie und suchte deshalb nach einer Möglichkeit, seine Profession ohne Asthma-Anfälle ausüben zu können – und er hatte Erfolg. Die ebenfalls elektrische Erfindung Spanglers war verglichen mit dem Konstrukt Booths ein Winzling. Spangler steckte einen Ventilator in eine Holzbox, stülpte einen Sack darüber und nannte seine Erfindung, die 1906 auf den Markt kam, Entstaubsaugpumpe.

Spanglers Staubsauger war der erste wirklich portable Vakuum-Staubsauger. Die durch den Ventilator angesogene Luft blies den Staub vom Boden in den Sack. Diese Erfindung soll historischen Berichten zufolge die erste sein, die bereits über eine rotierende Bürste verfügte, um hartnäckigen Schmutz aus den Fasern der Teppichböden herauszubürsten. Denn gleichzeitig mit dem Erfinden der Staubsauger hatten auch Teppichböden Einzug in die Haushalte der Bürger gehalten.

1908 ließ Spangler seine Erfindung patentieren und verkaufte mangels Geld für die Massenproduktion das Konzept an seinen Cousin William Henry Hoover und dessen Firma ‚Hoover Harness and Leather Goody Factory‘. Der sogenannte ‚Hoover 0‘ ist das erste bekannte Gerät, das sich erfolgreich dauerhaft auf dem Markt etablieren konnte und so bis heute bekannt ist. Hoover ist bis heute ein Synonym für Staubsaugen geblieben – ‚doing the hoovering‘ ist eine feststehende Redensart im englisch-sprachigen Raum.

Etwa 1930 kam der Staubsauger auch in Deutschland zu großer Beliebtheit – und das trotz seines enormen Gewichtes. 1910 brachte Siemens einen Staubsauger auf den Markt: Dieser wog stolze 100 Kilogramm. AEG legte 1914 kurz darauf nach und schuf den nur noch 30 Kilogramm schweren Santos-Staubsauger. Dieser kostete allerdings 550 Reichsmark – eine immense Summe für damalige Verhältnisse. Umgerechnet in Euro kostete der ‚leichte‘ Staubsauger von AEG damit teure 1.925 €.

Um 1920 führt Axel Wenner-Gren, der Gründer von Electrolux, das Model V ein. Ein kompakteres und handlicheres Staubsauggerät als andere zu dieser Zeit erhältlichen Modelle. Das grundlegende Design ähnelt dabei den heutigen Staubsaugern (vgl. Bild des Model V) und Electrolux ist einer der weltweit führenden Hersteller von Haushaltsgeräten.

Erst etwa 10 Jahre später schafften Hersteller wie Siemens (Kesselsauger Protos) und AEG (Beutelsauger Vampyr) es, handliche und leichte Staubsauger zu bauen, die sich konsequent bewährten und heute nicht mehr aus dem Haushalt wegzudenken sind. Nach dem zweiten Weltkrieg im Zuge sinkender Produktionskosten gab es bald in jedem Haushalt mindestens einen Staubsauger.

Die nächste Evolutionsstufe wurde Ende 1970er Jahre durch James Dyson eingeläutet: Der britische Tüftler entwickelte den ersten beutellosen Staubsauger. Damit wurde ein Problem der Staubsauger mit Beutel gelöst, die mit zunehmender Füllung an Saugkraft verlieren während die Dyson-Sauger ohne Beutel mit konstanter Saugleistung aufwarten. Dennoch schaffen es bis heute die beutellosen Staubsauger selten auf’s Siegertreppchen bei den einschlägigen Staubsauger-Tests. So konnte erstmalig bei der Stiftung Warentest 04/2011 der auch von uns getestete und für sehr gut befundene Bosch Roxx’x BGS 61430 mit den häufig guten bis sehr guten Beutelstaubsaugern Schritt halten.

Selbst im 21. Jahrhundert müssen Staubsauger noch immer mehr oder weniger mühselig von Hand durch die zu reinigenden Räume geschoben werden. Die Roboterentwicklung verspricht für die nähere Zukunft Abhilfe zu schaffen: Um das Jahr 2000 herum kamen die ersten Saugroboter auf den Markt, die – zumeist mit rundem, flachem Äußeren – autonom Böden von Schmutz und Staub befreien sollen. Stand heute ist diese Technologie allerdings noch nicht ausgereift; die Robosauger eignen sich im wesentlichen für glatte Böden mit leichter Verschmutzung, stehen im Haushalt aber Herausforderungen wie bspw. Kabel, Ecken, Treppen oder Teppichabsätzen gegenüber, die noch nicht zufriedenstellend von den kleinen Robotern gemeistert werden können. Es steht aber außer Frage, daß die technischen Fortschritte in den nächsten Jahren Roboterstaubsauger hervorbringen werden, die zuverlässig und gründlich arbeiten und dem Menschen die lästige Arbeit des Staubsaugens abnehmen werden.

 

About admin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert